Fakultät für Geistes- und Kulturwissenschaften

DFG-Projekt

„Gemeindeleitung” durch Laien

Evaluation von Modellen pfarrlicher Pastoral nach c. 517 § 2 CIC

Unterstützt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft

In der römisch-katholischen Kirche gibt es einen wachsenden Priestermangel. Dieser führt dazu, dass das Amt des Pfarrers in zahlreichen Pfarrgemeinden verwaist bleibt und sich die traditionelle Gestalt der Kirche vor Ort verändert. Angesichts dieser Entwicklung versucht die Pastoraltheologie adäquate Antworten zu finden.

Einen Lösungsvorschlag bietet c. 517 § 2 aus dem kirchlichen Gesetzbuch Codex Iuris Canonici (CIC) von 1983. Er erlaubt den Diözesanbischöfen - im Falle des Priestermangels -, dass sie Diakonen und nichtgeweihten Personen bzw. Personengruppen die „Teilhabe an der Ausübung der Hirtensorge für eine Pfarrei“ zu ermöglichen. Die Führung der Hirtensorge muss jedoch von einem Priester in diesen Pfarreien wahrgenommen werden. Diese gesamtkirchliche Norm des CIC/1983 wurde u.a. in den deutschen Diözesen Aachen und Limburg durch partikularrechtliche Statute für die jeweiligen ortskirchlichen Kontexte näher definiert und danach, wenn notwendig, praktiziert.

Bislang sind die Auswirkungen der Implementierung des Kanons in den Pfarrgemeinden kaum erforscht. Durch eine empirische Untersuchung soll festgestellt werden, welche Effekte diese neue Form der Organisation der Pastoral in den Gemeinden ohne Pfarrer in den letzten 10 Jahren in Bezug auf das institutionelle Handeln der Kirche und im Gemeindealltag hervorgerufen hat. Solch signifikante Effekte lassen sich in Bezug auf den institutionellen Auftrag der Kirche durch einen Vergleich mit „besetzten“ Pfarrstellen feststellen, in Bezug auf den Gemeindealltag durch eine Befragung in den Gemeinden. Auf dieser Basis lassen sich skeptische und zustimmende Hypothesen, die sich über die Organisation der Pastoral nach c. 517 § 2 CIC in der Literatur finden, anhand empirisch gewonnener Daten auf ihren realen Gehalt überprüfen.

Ziel des Projektes ist ein empirisch fundierter, methodisch gesicherter Erkenntnisgewinn über die Pastoral in den Gemeinden ohne Pfarrer. Dieser erhoffte Erkenntnisgewinn soll sowohl für die pastoraltheologische und ekklesiologische Diskussion um das Amt und die sakramentale Struktur der Kirche als auch für die pastoralplanerische und pastoraltheologische Diskussion über die Bedeutung der Kirche vor Ort angesichts der Forderung nach neuen kirchlichen Orten aufbereitet werden. Die wesentliche Fragestellung lautet: Wie beeinflusst die Transformation in der Wahrnehmung der Gemeindeleitung die religiöse und kirchliche Praxis in den Gemeinden? Mit Hilfe der im Projekt gewonnenen Ergebnisse kann die breite und hauptsächlich hypothetisch geführte Diskussion über c. 517 § 2 CIC sowie ihren Kontext empirisch und pastoralsoziologisch fundiert bewertet werden.

Publikation

  • Michael Böhnke/Thomas Schüller, Zeitgemäße Nähe. Evaluation von Modellen pfarrgemeindlicher Pastoral nach c. 517 § 2 CIC, Würzburg 2011 (=Studien zur Theologie und Praxis der Seelsorge, 84).

Fachtagung

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